Rebecca Wilton

Henrik Strömberg: Mashti

Neumeister Bar-Am, Berlin 2016

Es ist der Eindruck von Zeitlosigkeit, der sich vordergründig beim Betrachten der Fotografien Henrik Strömbergs einstellt. Einige der Bilder könnten in ihrer Anmutung durchaus auch der Frühzeit der Fotografie zugeordnet werden. Selten tauchen Motive wie etwa eine zeitgenössisch anmutende Architektur auf,  die auf ihre tatsächliche Entstehungszeit und eine Zeitgenossenschaft hindeuten. Das Künstlerbuch Mashti zeigt zwischen 2006 und 2016 entstandene Arbeiten Strömbergs – und die schon mit den Bildern empfundene Zeitlosigkeit setzt sich fort in einer klassischen und unaufdringlichen Buchgestaltung: Hardcover im Halbleinen, handliches Lesebuchformat, ein kurzer Text über Strömbergs künstlerische Arbeit, anschließend längere essayistische Assoziationen von Jens Soneryd in jeweils kurzen Abschnitten, die sich mit der Ding-, Zeichen- und Sprachwelt beschäftigen und dazu unter anderen Platon, Heidegger und Wittgenstein, Pierce, Barthes und Sontag heranziehen. Dann die »Plates«: Einzeln und mittig auf die Seiten gesetzt, gelegentlich auf Doppelseiten gestaltet, entfaltet sich Strömbergs Universum der Dinge, gebaute und abfotografierte Skulpturen, ausgeschnittene, zu Collagen zusammengesetzte Negativfetzen, Negativumkehrbilder, manchmal eine »klassische« Schwarz-Weiß-Fotografie – fast als Vergewisserung ihrer selbst. Schon in seiner Form der kurzen Abschnitte beschreibt der Text eine Annäherung an die Bilder: ein erkenntnistheoretisches, assoziatives Umkreisen der Möglichkeit eines Eigenlebens, zu dem Strömberg seinen Motiven verhilft.

 

(…)

 

Find the complete review in Camera Austria International no. 134 | 2020, pp. 92/93